Corona: Ist COVID-19 mit der Influenza vergleichbar?

Diese Frage taucht immer wieder auf. In der aktualisierten Fassung des Hygienekonzeptes wurde hierzu eine neue Studie berücksichtigt:

Was am Anfang der Pandemie klinisch beobachtet wurde, konnte inzwischen statistisch erhärtet werden: Im Dezember 2020 wurde im britischen Ärzteblatt (BMJ) eine Kohortenstudie zum Thema der Vergleichbarkeit von Todesrisiko und klinischer Manifestation zwischen der saisonalen Influenza und COVID-19 veröffentlicht. Verglichen wurden hierbei Influenzapatienten zwischen 2017 und 2019 (n=12676) und COVID-19-Patienten zwischen dem 1. Februar und 17. Juni 2020 (n=3641). Untersucht wurden Daten des US Department of Veterans Affairs, dem amerikanischen Gesundheitsdienst für Veteranen. Es handelt sich bei der VA um eine US-Bundesbehörde. Die Ergebnisse der Studie wurden durch die Autoren sinngemäß wie folgt interpretiert und zusammengefasst: Im Vergleich mit der saisonalen Grippe sei COVID-19 mit einem höheren Risiko der Acute Kidney Injury, der Nierenersatztherapie, der Insulingabe, des schweren septischen Schocks, einer Vasopressor-Therapie, der Lungenembolie und tiefer Venenthrombose sowie des Schlaganfalls, akuter Myokarditis, des plötzlichen Herztodes sowie mit erhöhtem Troponin und Rhabdomyolyse assoziiert. Im Vergleich mit der saisonalen Grippe war COVID-19 außerdem mit einem erhöhten Todesrisiko sowie dem Risiko einer mechanischen Beatmung und Intensivpflichtigkeit assoziiert. Methodisch selektierten die Autoren zunächst aus den Daten der VA jene Patienten, die entweder zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 31. Dezember 2019 einen positiven Laborbefund einer Influenzaerkrankung (n=54281) oder aber zwischen dem 1. Februar 2020 und dem 17. Juni 2020 einen positiven Labortest für COVID-19[1]  (n=9125) hatten. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer Krankenhauszuführung innerhalb von fünf Tagen vor und 30 Tagen nach dem positiven Testergebnis. Insgesamt wurden 16317 Patienten eingeschlossen, davon 12676 mit Influenza und 3641 mit COVID-19. Als Tag Null wurde der Tage der Krankenhauszuführung definiert. Endpunkte der Studie waren erreicht bei: Tod, ein Follow Up bis Tag 60 oder bei Ende der Studie am 17. Juni 2020. In der folgenden statistischen Analyse setzten die Autoren bei der Überprüfung auf signifikante Verteilungen zwischen den definierten Gruppen auf X²-Tests und t-Tests. Als signifikant angesehen wurden Ausprägungen mit einem Konfidenzintervall von 95% (p=0,05). Der Unterschied der klinischen Manifestationen zwischen COVID-19 und Influenza wurde anhand von Regressionsanalyse bestimmt und die Voraussagen als Excess-Events pro 100 Patienten definiert. Limitierungen der Studie finden sich u.a. in der Rekrutierung der Stichprobe. So handelt es sich bei VA-Patienten meist um weiße Männer fortgeschrittenen Alters. Die Übertragbarkeit auf die ganze Bevölkerung ist somit mit Vorsicht zu genießen. Allerdings betrachtet die Studie die Patienten innerhalb desselben nationalen Gesundheitsdienstes, worin ihre Stärke liegt. Auch die Komorbidität der Patienten floss in die Studie ein.[2]

[1] Gemeint ist das Virus SARS-CoV-2.

[2] Yan Xie u.a.: Comparative evaluation of clinical manifestations and risk of death in patients admitted to hospital with covid-19 and seasonal influenza: cohort study, in:_BMJ 2020, 371:m4677, https://doi.org/10.1136/bmj.m4677, Stand 15. Dezember 2020, abgerufen 20. Dezember 2020.

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